Ampel

Ampel (Deutsch)

Substantiv, f

Singular

Plural

Nominativ die Ampel

die Ampeln

Genitiv der Ampel

der Ampeln

Dativ der Ampel

den Ampeln

Akkusativ die Ampel

die Ampeln

Worttrennung:

Am·pel, Plural: Am·peln

Aussprache:

IPA: [ˈampl̩]
Hörbeispiele:  Ampel (Info),  Ampel (Österreich) (Info)
Reime: -ampl̩

Bedeutungen:

[1] (kleinere, schalenförmige) von der Decke hängende Lampe
[2] mit Lichtsignalen ausgestattete Anlage, die zur Regelung des Verkehrs dient
[3] übertragen zu [2]; bundesdeutscher Jargon der Politik: Koalition aus SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen
[4] hängendes Gefäß, in dem Topfpflanzen gehalten werden

Herkunft:

Bei »Ampel« handelt es sich um ein seit dem 10. Jahrhundert[1][2] bezeugtes Lehnwort aus dem Lateinischen, dessen althochdeutsche Formen ampulla  goh[1][2] und ampla  goh[2] lauteten und im Mittelhochdeutschen die Formen ampulle  gmh[2] und ampel  gmh[1][2] (vergleiche auch mittelniederdeutsch apolle  gml[2], appolle  gml[1][2], appulle  gml[2], mittelniederländisch ampulle  dum[1][2], appulle  dum[2]) ergaben. Alle Formen bezeichneten mehr oder weniger ein ‚kleines Gefäß für Öl oder andere Flüssigkeiten‘, welches zumeist zu gottesdienstlichen Zwecken bestimmt war[2] und im Mittelalter vor allem die »Ewige Lampe« – ein von der Decke herabhängendes, fortwährend brennendes Öllämpchen – in der Kirche bezeichnete[1][2]. In spätmittelhochdeutscher Zeit bezeichnete es im Oberdeutschen auch andere Hängelampen[1], ab dem 14. Jahrhundert die häusliche Lichtquelle, seit dem 16. Jahrhundert konkurrierte es mit »Lampe«[2] und wurde in neuerer Zeit von diesem zurückgedrängt[1]. Als Kurzwort für »Verkehrsampel« ‚(ursprünglich über der Kreuzung hängend angebrachte) Lichtsignalgeber zur Regelung des Straßenverkehrs‘ erfuhr es eine Neubelebung in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts[1][2] und bezeichnet heute moderne (im allgemeinen nicht mehr hängende) Verkehrsregler[1].
Wie bereits eingangs angedeutet, stellen die althochdeutschen Formen eine Entlehnung aus lateinisch ampulla  lakolbenförmiges Gefäß mit zwei Henkeln, kleine Flasche’ dar, welches seinerseits über die (nicht bezeugten, aber rekonstruierten) Formen *amporla, *ampurla sowie auf die (erschlossenen) Formen *amphorula, *amporula zurückgeht (vergleiche »Ampulle«, »Pulle«), bei denen es sich wiederum um diminutive Formen von amphora  laTongefäß mit zwei Henkeln‘ (vergleiche »Eimer«) handelt.[2] Das lateinische Wort amphora  la wurde aus gleichbedeutend griechischem ἀμφορεύς (amphoreús)  grc entlehnt.[2] Hierbei handelt es sich um eine haplologische Kontraktion (Zusammenziehung) von ἀμφιφορεύς (amphiphoreús)  grc, welches aus ἀμφί (amphí)  grcbeidseitig, ringsum‘ und φορεύς (phoreús)  grcTräger‘ (zu φέρειν (phérein)  grcheben, tragen‘) zusammengesetzt ist, somit eigentlich ‚Zweiträger‘ bedeutet und also einen Krug bezeichnete, der beiderseits getragen wurde.[2]

Synonyme:

[2] Verkehrsampel
[2] Deutschland amtlich: Lichtzeichenanlage
[2] Deutschland, Schweiz amtlich: Lichtsignalanlage
[2] Österreich amtlich: Verkehrslichtsignalanlage
[2] Schweiz: Blinklicht, Rotlicht
[3] Ampelkoalition, Rot-Gelb-Grün-Koaltion
[4] Hängeampel

Sinnverwandte Wörter:

[1] Lampion, Laterne, Pendellampe, Pendelleuchte
[4] Gehänge

Gegenwörter:

[1] Kronleuchter, Lüster/österreichisch: Luster
[2] Verkehrsschild, Verkehrszeichen, schweizerisch: Signal
[2] Verkehrspolizist
[3] Jamaika/Schwampel, Rot-Grün, Rot-Rot, Rot-Rot-Grün, Schwarz-Gelb, Schwarz-Grün, Schwarz-Rot/Große Koalition
[4] Blumenkübel, Kübel

Oberbegriffe:

[1] Hängelampe, Lampe
[2] Anlage
[3] Koalition
[4] Gefäß

Unterbegriffe:

[2] Fußgängerampel, Verkehrsampel
[4] Blumenampel
[*] übertragen: Lebensmittelampel, Überschuldungsampel

Beispiele:

[1] Das Licht einer Ampel entsteht durch das Verbrennen von Öl oder durch das Hineinstellen einer oder mehrerer brennender Kerzen.
[1] „Kiffhäuser ist der Berg genannt,
Und drinnen ist eine Höhle;
Die Ampeln erhellen so geisterhaft
Die hochgewölbten Sääle.“[3]
[1] bildlich: „Die strahlende Sonne war seine Ampel.[4]
[2] Die Ampel war rot, als ich sie überfuhr.
[2] „Das kleine Städtchen Ilulissat liegt 250 Kilometer nördlich des Polarkreises, hat fünftausend Einwohner und ebenso viele Schlittenhunde, einhundert angemeldete Autos, aber keine Ampel.[5]
[2] „Jetzt gab es sogar Ampeln und ein Windrad.“[6]
[2] „Die Ampel an der nächsten Kreuzung stand auf rot.“[7]
[3] Die Koalitionsverhandlungen scheinen auf eine Ampel hinauszulaufen.
[3] „Dabei sollten die Optionen einer Ampel mit SPD und FDP ebenso ausgelotet werden wie eine rot-rot-grüne Koalition.“[8]
[3] „‚Eine inhaltliche Grundlage für eine sogenannte Ampel sehe ich derzeit nicht‘, sagte Westerwelle im ARD-Morgenmagazin.“[9]
[3] „Finanzminister Peer Steinbrück, der zuvor Sympathien für eine Fortsetzung der großen Koalition hatte erkennen lassen, bezeichnete die Ampel ebenfalls als eine Option, bei der es aber auf die FDP ankomme.“[10]
[3] „Doch für eine Auferstehung der Grünen aus der Opposition wäre nach allen bisherigen Szenarien ein Dreierbündnis nötig: Entweder SPD-FDP-Grüne (‚Ampel‘) oder Union-FDP-Grüne (‚Jamaika‘) oder SPD-Linkspartei-Grüne (‚Rot-Rot-Grün‘).“[11]
[3] „Dass die SPD mit aller Macht versuchen dürfte, eine Ampel zu realisieren, kommt wenig überraschend.“[12]
[3] „‚Es ergibt keinen Sinn, eine Partei durch solche Debatten stark zu reden, die um ihre parlamentarische Existenz bangen muss‘, sagt Fraktionschef Jürgen Trittin über die Ampel, ‚das ist der Grund, warum wir Grünen darauf setzen, Schwarz-Gelb bei der nächsten Bundestagswahl restlos abzulösen.‘“[13]
[3] „Aber gerade weil die vermeintlichen Wunschoptionen so vage bleiben, wird sich das Interesse früh auf die arithmetisch machbaren und politisch halbwegs realistischen Alternativen richten. Die Große Koalition, Schwarz-Grün und die Ampel.[14]
[4] Die Pflanze kommt besonders gut in der Ampel zur Geltung.
[4] „Ich habe hier so meine hübsche Ampel mit meinem Schlinggewächs.“[15]

Redewendungen:

[1] umgangssprachlich: Öl auf die Ampel gießen

Charakteristische Wortkombinationen:

[1, 4] eine Ampel aufhängen
[2] die Ampel steht auf Rot/Gelb/Grün, zeigt Rot/Gelb/Grün, zeigt rotes/gelbes/grünes Licht, umgangssprachlich: ist rot/gelb/grün; die Ampel ist auf Rot/Gelb/Grün gesprungen; eine Ampel überfahren; umgangssprachlich: bei Rot über die/eine Ampel fahren
[3] eine Ampel bilden, als Ampel koalieren/koalisieren

Wortbildungen:

[1] Ampelschirm
[2] Ampelanlage, Ampelfrau, Ampelkarte, Ampelkreuzung, Ampelmännchen (→ Ampelmann), Ampelphase, Ampelschaltung, Ampelwald, Busampel, Fahrradampel, Fußgängerampel
[3] Ampelbündnis, Ampelkoalition, Ampelpartner, Ampelregierung, Schwampel
[4] Ampelpflanze, Ampelsteinbrech


Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:

[1, 2, 4] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. 1. Band A–Bedi, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04743-7, DNB 96540756X, Seite 188.
[1, 2, 4] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 131.
[1, 2, 4] Duden online „Ampel
[1, 2] wissen.de – Wörterbuch „Ampel
[1] wissen.de – Lexikon „Ampel
[1, 2, 4] Wikipedia-Artikel „Ampel
[1, 2, 4] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Ampel
[2, 4] The Free Dictionary „Ampel
[*] canoo.net „Ampel
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-LexikonAmpel
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Ampel
[1] Pierer’s Universal-Lexikon „Ampel
[*] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Ampel
[1, 4] Meyers Großes Konversationslexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1905–1909, Stichwort „Ampel“ (Wörterbuchnetz), „Ampel“ (Zeno.org)
[1, 4] Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon (5. Auflage 1911) „Ampel

Quellen:

  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Seite 39.
  2. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Ampel“.
  3. Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen. Bei Hoffmann und Campe, Hamburg 1844, Seite 67 (Zitiert nach Google Books).
  4. Gerhart Hauptmann: Der Narr in Christo Emanuel Quint. Roman. S. Fischer, Berlin 1910, Seite 58 (Zitiert nach Google Books).
  5. Tilman Bünz: Wer das Weite sucht. Skandinavien für Fortgeschrittene. btb Verlag, München 2012, ISBN 978-3-442-74359-9, Seite 44.
  6. Bernd Gieseking: Das kuriose Finnland Buch. Was Reiseführer verschweigen. S. Fischer, Frankfurt/Main 2014, ISBN 978-3-596-52043-5, Seite 222.
  7. Charles Bukowski: Ausgeträumt. Roman. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1997 (übersetzt von Carl Weissner), ISBN 3-423-12342-7, Seite 92. Englisches Original 1994.
  8. Sabine Beikler: Berliner Koalitionspoker: Zweifel und Zustimmung in der SPD für eine Ampel. In: Der Tagesspiegel Online. 23. Oktober 2001 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  9. Bundestagswahlkampf: Grüne und SPD werben für Ampel – FDP ziert sich. In: Welt Online. 15. September 2008, ISSN 0173-8437 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  10. FDP gegen Koalition mit SPD und Grünen: „Wir sehen bei Ampel rot“. In: sueddeutsche.de. 16. September 2009, ISSN 0174-4917 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  11. Stephan Löwenstein: Kleiner Parteitag der Grünen: Schöner als in der Karibik. In: FAZ.NET. 20. September 2009, ISSN 0174-4909 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  12. Florian Gathmann, Veit Medick: Angebot an SPD und Grüne: FDP lässt die Ampel blinken. In: Spiegel Online. 11. Mai 2010, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  13. Gordon Repinski: SPD denkt über Koalitionen nach: Eiern um die Ampel. In: taz.de. 29. Februar 2012, ISSN 1434-2006 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  14. Matthias Geis: Bundestagswahl 2013: Berliner Paarungsverhalten. In: Zeit Online. Nummer 12, 15. März 2012, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 27. April 2012).
  15. Wilhelm Raabe: Der Lar. Eine Oster-, Pfingst-, Weihnachts- und Neujahrsgeschichte. 3. Auflage. Verlag von Otto Janke, Berlin 1903 (Zitiert nach Projekt Gutenberg).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Ampelografie, Amper, amper, Amsel, Pampel
Anagramme: Lampe, Palme
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