voll

voll (Deutsch)

Adjektiv

Positiv Komparativ Superlativ
voll voller am vollsten
Alle weiteren Formen: Flexion:voll

Worttrennung:

voll, Komparativ: vol·ler, Superlativ: am volls·ten

Aussprache:

IPA: [fɔl]
Hörbeispiele:  voll (Info),  voll (Österreich) (Info)
Reime: -ɔl

Bedeutungen:

[1] keine Steigerung: mit etwas so vollständig gefüllt, dass absolut nichts mehr hinein passt oder hinein darf oder hinein gehört
[2] umgangssprachlich: betrunken
[3] fast vollständig angefüllt mit etwas
[4] mit einem kräftigen, würzigen Aroma oder Geschmack
[5] mit einer dicklichen, rundlichen Figur
[6] ganz, uneingeschränkt

Herkunft:

Adjektiv im Sinne von: gefüllt, bedeckt, althochdeutsch fol  goh, (8. Jahrhundert), mittelhochdeutsch vol  gmh, altsächsisch ful  osx, ›fol  osx[1], mittelniederdeutsch vul  gml, mittelniederländisch vol  dum, niederländisch vol  nl, altenglisch ful  ang[1], full  ang, altnordisch fullr  non, schwedisch full  sv, gotisch fulls  got, (germanisch *fulla-) dänisch fuld  da, norwegisch fuld  no, altfriesisch ful  ofs, fol  ofs[1] und altindisch pūrṇáḥ - voll, gefüllt, litauisch pìlnas  lt, altslawisch plьnъ ()  cu , russisch полный (pólnyj)  ru - voll sowie (ablautend) lateinisch plēnus  la - voll sind alte Partizipialbildungen mit dem Suffix indogermanisch -no  ine, führen also auf indogermanisch *pḷno-  ine beziehungsweise *plēno-  ine angefüllt (im Germanischen mit Assimilation von -ln-  ine zu -ll-  ine). Vergleichbar sind griechisch πιμπλάναι (pimplánai)  el - füllen, lateinisch plēre  la - füllen, so dass eine Wurzel indogermanisch *pel-  ine, *pelə-  ine, *plē-  ine - gießen, fließen, aufschütten, einfüllen, füllen zu Grunde gelegt werden kann (wozu auch viel gehört, siehe dort).[2]

Synonyme:

[1] ausgebucht, belegt, besetzt, gefüllt
[2] abgefüllt, besoffen, blau, breit, hacke, zu
[3] voller
[5] drall, füllig
[6] völlig, vollständig

Gegenwörter:

[1] angebrochen, leer
[2] nüchtern
[5] hager

Unterbegriffe:

[1] angstvoll, bumsvoll, prallvoll, proppenvoll, rammelvoll, rappelvoll, übervoll
[1, 2] randvoll
[2] sternhagelvoll
[3] anspruchsvoll, gedankenvoll, gefühlvoll, liebevoll, mitleidvoll, mühevoll, seelenvoll, verständnisvoll, verantwortungsvoll, verheißungsvoll, vertrauensvoll, verdienstvoll

Beispiele:

[1] Ein voller Bus hält nicht mehr.
[1] Die Packung ist noch voll.
[1, 3] „[...] Mich faßt Erstaunen an, | Daß zwar so reiche, auserles'ne Speisen, | Doch für den durstgequälten Jägersmann | Nicht auch des Weines volle Beche kreisen!“ (1883)[3]
[1, 3] „Sein ist die Braut im Hoheitsaale, | Sein des Weines volle Pokale, | Golden und silbernes Gut!“ (1824)[4]
[2] Sein Bruder ist voll und schläft seinen Rausch aus.
[2] Einer von uns beiden scheint voll zu sein.
[3, 1] Er hat noch einen Blister mit Pillen aus der vorigen Packung dazu gesteckt; nun ist die Packung voller als voll.
[3] Links ist der volle Schuppen, der ist fast bis unter die Decke voll mit Krimskrams.
[3] Ich habe den Kopf voll.
[3] In Arbeitszeugnissen bedeutet „zu unserer vollen Zufriedenheit“ ein „befriedigend“; für die Note „sehr gut“ ist der Text „stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“ erforderlich zusammen mit weiterem Lob.
[3] „Ich habe diesen Saal schon voller gesehen; ich habe ihn auch schon leerer gesehen. Aber so voller Lehrer habe ich ihn noch nie gesehen […].“[5]
[3] „Ja! so Herr! mag des Kummers volle Schale über mich ausgegossen werden [...]“ (1844)[6]
[4] Die Suppe hat einen vollen Geschmack.
[5] Der Kleine hat aber volle Backen.
[6] Das ist mein voller Ernst.
[6] Im Frühjahr steht der Garten immer in voller Blüte.
[6] ... das alles ist hier voll mein Ding. [7]
[6] Sie hat ihre Arbeit stets zu unserer vollsten Zufriedenheit erledigt.
Anmerkung: In der Fachsprache für Arbeitszeugnisse ist nur „vollste Zufriedenheit“ ein „sehr gut“, obwohl „voll“ hier semantisch ein Absolutadjektiv ist; „voll“ ist hier nur ein „gut“, entsprechend der Schulnote 2.

Redewendungen:

[1] das Maß ist voll
[2] voll wie eine Haubitze/Strandhaubitze oder Radehacke
[3] alle Hände voll zu tun haben
[6] voll und ganz
aus dem Vollen schöpfen

Charakteristische Wortkombinationen:

[1] ein volles Haus

Wortbildungen:

Adjektive/Adverbien: randvoll, vollauf, vollautomatisch, vollbrüstig, vollbusig, volljährig, vollkommen, vollmundig, vollständig, vollzählig
Substantive: Fülle, Handvoll, Vollbauer, Vollbier, Völle, Vollgas, Volljude, Vollmitglied, Vollname, Vollpension, Vollpfosten, Vollrausch, Vollschleier, Vollschwester, Vollsilbe, Vollstufe, Volltext, Volltreffer, Volltrunkenheit, Vollverb, Vollvertonung, Vollvokal, Vollwort
Verben: volltanken, füllen

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:

[1–6] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „voll
[1–6] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „voll
[*] canoo.net „voll
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-Lexikonvoll

Quellen:

  1. Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „voll
  2. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „voll“.
  3. F. Hirsch: Siegfried's Tod. In: Mittheilungen des Nordböhmischen Excursions-Clubs. Redigirt von Prof. A. Paudler. Sechster Jahrgang. Böhm.-Leipa, 1883, S. 292
  4. Ewald: Die Schlacht am Kapellenberge bei Lauban. Erzählung aus den Zeiten der Hussitenkriege. Leipzig, 1824, S. 201
  5. Hans Steidle: Jakob Stoll und die Israelitische Lehrerbildungsanstalt. Königshausen & Neumann, 2002, Seite 76 (Zitiert nach Google Books)
  6. Blüthen aus Salem. Ein katholisches Gebeth- und Erbauungsbuch in Prosa und Poesie herausgegeben aus Eigenem und Fremden durch Ludwig Diernacher. Passau und Prag, 1844, S. 302
  7. König von Mallorca. Liedtext von Jürgen Drews

Präposition, Postposition

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Worttrennung:

voll

Aussprache:

IPA: [fɔl]
Hörbeispiele:  voll (Info),  voll (Österreich) (Info)
Reime: -ɔl

Bedeutungen:

[1] als Präposition, seltener Postposition, mit dem Genitiv: angefüllt mit

Synonyme:

[1] voller

Beispiele:

[1] Voll Sorge blickt sie in die Zukunft.
[1] Sie waren voll des Lobes über seinen Vortrag.
[1] „Himmel und Erde sind seiner Ehre voll.[1]
[1] Des jungen Weines voll wurden sie sehr schnell streitlustig.

Redewendungen:

[1] voll des süßen Weines

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:

[1] The Free Dictionary „voll (als Adjektiv eingeordnet)
[1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „voll (als Adjektiv eingeordnet)

Quellen:

  1. Johann Sebastian Bach: Hohe Messe in h-moll

Gradpartikel

Worttrennung:

voll

Aussprache:

IPA: [fɔl]
Hörbeispiele:  voll (Info),  voll (Österreich) (Info)
Reime: -ɔl

Bedeutungen:

[1] umgangssprachlich, meist emotional: in hohem Maße, sehr

Synonyme:

[1] sehr, total

Beispiele:

[1] Das Essen ist voll lecker.
[1] Das ist eine voll geniale Idee!
[1] Du hast voll die geile Party verpasst.

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:

[1] Duden online „voll

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: doll, Moll, oll, Poll, Soll, soll, toll, Volk, Volt, Zoll
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