Ghetto

Ghetto (Deutsch)

Substantiv, n, m

Singular 1 Singular 2

Plural 1 Plural 2

Nominativ das Ghetto der Ghetto

die Ghettos die Ghetti

Genitiv des Ghettos des Ghettos

der Ghettos der Ghetti

Dativ dem Ghetto dem Ghetto

den Ghettos den Ghetti

Akkusativ das Ghetto den Ghetto

die Ghettos die Ghetti

Anmerkung:

Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache des 20. Jh. (DWDS) ist eines der wenigen Wörterbücher, die das Wort auch als Maskulinum kennzeichnen.[1] Der Gebrauch des maskulinen Artikels ist jedoch sehr selten. Die Pluralform „Ghetti“ wird in „Meyers Großes Konversations-Lexikon“ aus dem Jahre 1905 erwähnt.[2] Sie scheint heute nicht mehr gebräuchlich zu sein und ist somit als veraltet anzusehen.

Worttrennung:

Ghet·to, Plural 1: Ghet·tos, Plural 2: Ghet·ti

Aussprache:

IPA: [ˈɡɛto]
Hörbeispiele:  Ghetto (Info)
Reime: -ɛto

Bedeutungen:

[1] historisch: von der jüdischen Bevölkerung (anfänglich freiwillig, später zwangsweise) bewohntes, von den übrigen Stadtvierteln (durch Mauern oder Ähnliches) abgetrenntes Viertel
[2] früher, besonders in der Zeit des Nationalsozialismus: (militärisch streng bewachtes) isoliertes Stadtviertel, in dem die jüdische Bevölkerung gezwungenermaßen abgesondert von der übrigen Stadtbevölkerung (in unmenschlichen Lebensverhältnissen) leben musste
[3] zumeist abwertend: von diskriminierten Minderheiten, Ausländern oder auch privilegierten Bevölkerungsgruppen bewohnter Bezirk beziehungsweise Viertel einer Stadt
[4] bestimmte (soziale, wirtschaftliche oder dergleichen) mentale oder psychische Sphäre, der sich jemand nicht entziehen kann

Unterbegriffe:

[1–3] Judenghetto
[2] alle in der Liste der Ghettos in der Zeit des Nationalsozialismus aufgeführten
[2, 3] Shanghaier Ghetto
[3] Armenghetto, Farbigenghetto, Gastarbeiterghetto, Intellektuellen-Ghetto, Intelligenz-Ghetto, Schwarzenghetto

Beispiele:

[1] „Der Ghetto also liegt an eben jener Halle der Oktavia, wo Vespasian und Titus den Triumph über die Juden einweihten, und um diesen jetzt im Schmutz starrenden Portikus wohnen heute Nachkommen jener Hebräer, die damals Kriegssklaven des Titus waren.“[3]
[1] „Wegen der historischen Beziehung des Volkes Israel zu den Römern, welche Jerusalem zerstörten und das Judenvolk in die Welt zerstreuten, ist der Ghetto Roms unter allen Judengemeinden Europas die merkwürdigste.“[3]
[1] „Die Vorgänge in Ländern, die noch gar nicht entdeckt waren, als Europa die Juden in Ghetti sperrte, sind uns in der nächsten Stunde bekannt.“[4]
[1] „Das gewöhnliche Volk hat kein historisches Verständnis und kann keines haben. Es weiß nicht, daß die Sünden des Mittelalters jetzt an den europäischen Völkern heimkommen. Wir sind, wozu man uns in den Ghetti gemacht hat.“[5]
[2] „Zwei Jahre später bereiste er den nordostpolnischen Bezirk Bialystok und begrüßte hinterher, daß die ‚Juden nur noch in den Ghetti der Städte anzutreffen‘ seien.“[6]
[2] „So hatte Roman vom Aufstand im Warschauer Ghetto erfahren, etwa eine Woche nach Ausbruch, gegen Ende April, über Radio London.“[7]
[3]
[4] „Aber es ist kein Ghetto der Jugendlichkeit und Radikalität entstanden.“[8]

Wortbildungen:

Ghettoaufstand, Ghettobewohner, Ghettobildung, Ghettoblaster, Ghettoinsasse, ghettoisieren (→ Ghettoisierung), Ghetto-Jugend, Ghetto-Kid, Ghettokind, Ghettonovelle, Ghettopolizei (→ Ghettopolizist)

Alle weiteren Informationen zu diesem Begriff befinden sich im Eintrag Getto.
Ergänzungen sollten daher auch nur dort vorgenommen werden.

Referenzen und weiterführende Informationen:

[*] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-05506-7, Seite 687
[*] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, Seite 508
[*] wissen.de – Wörterbuch „Ghetto
[*] Wikipedia-Artikel „Ghetto
[*] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Ghetto
[*] canoo.net „Ghetto
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-LexikonGhetto
[*] The Free Dictionary „Ghetto
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch „Ghetto
[*] Herders Conversations-Lexikon, Freiburg 1854–1857: „Ghetto
[*] Pierer’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart. 4., umgearbeitete und stark vermehrte Auflage. 19 Bände. Altenburg 1857–1865 „Ghetto
[*] Goethe-Wörterbuch „Ghetto
[*] Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon (5. Auflage 1911) „Ghetto

Quellen:

  1. Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Getto
  2. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7, Leipzig 1907. Seite 772. Zitiert nach http://www.zeno.org/Meyers-1905/.
  3. Ferdinand Gregorovius  WP: Wanderjahre in Italien. In: Projekt Gutenberg-DE. Der Ghetto und die Juden in Rom 1853 (URL).
  4. Theodor Herzl  WP: Der Judenstaat. In: Projekt Gutenberg-DE. Einleitung (URL).
  5. Theodor Herzl  WP: Der Judenstaat. In: Projekt Gutenberg-DE. Allgemeiner Teil; Die Judenfrage (URL).
  6. Zeitgeschichte: Dienstbare Geister. In: DER SPIEGEL. Nummer 39/1998, 21. September 1998, ISSN 0038-7452, Seite 107 (DER SPIEGEL Archiv-URL, abgerufen am 8. Januar 2014).
  7. Ralph Giordano: Die Bertinis. Roman. 22. Auflage. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M. 2008, ISBN 978-3-596-25961-8, Seite 320.
  8. Stephan Wackwitz: Osterweiterung. Zwölf Reisen. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/Main 2010, ISBN 978-3-596-17459-1, Seite 112.

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Getto, getto, ghetto, gettho, Geta, Getu, Getue
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