kobern

kobern (Deutsch)

Verb

Person Wortform
Präsens ichkobere
dukoberst
er, sie, eskobert
Präteritum ichkoberte
Konjunktiv II ichkoberte
Imperativ Singularkobere!
Pluralkobert!
PerfektPartizip IIHilfsverb
gekobert haben
Alle weiteren Formen: Flexion:kobern

Worttrennung:

ko·bern, Präteritum: ko·ber·te, Partizip II: ge·ko·bert

Aussprache:

IPA: [ˈkoːbɐn]
Hörbeispiele:  kobern (Info)

Bedeutungen:

[1] veraltet, meist reflexiv: sich erholen, wieder genesen (zum Beispiel nach einem Kampf oder einer Krankheit)
[2] veraltet: eifrig arbeiten, etwas überwinden
[3] veraltet: auf jemanden wiederholt einschlagen
[4] veraltet abwertend: alle Mittel anwenden, um etwas zu erlangen
[5] abwertend, Jargon: jemanden (als Kunden) in aufdringlicher Weise oder mit zweifelhaften Mitteln – in eine Aufführung, zum Kauf eines Produktes oder Vergleichbares – anlocken
[6] Prostitution: einen Geldbetrag für den Sexualkontakt vorschlagen
[7] intransitiv; umgangssprachlich; Jargon: der Prostitution nachgehen; außerehelichen Sexualverkehr dulden oder (eigennützig) vermitteln
[8] intransitiv; umgangssprachlich: Geschlechtsverkehr ausüben
[9] intransitiv; umgangssprachlich: Vertraulichkeiten pflegen; vertraulich beieinander sein
[10] intransitiv; umgangssprachlich: eine Vereinbarung treffen; heimliche Abmachungen, Übereinkommen treffen

Herkunft:

[5, 7] aus der Gaunersprache; weitere Herkunft ist unklar[1]
[7] seit dem 19. Jahrhundert im Rotwelschen bezeugt; vielleicht jiddischer Herkunft; vergleiche »Kober«[2]
[8] seit dem 19. Jahrhundert bezeugt[2]
[9] seit 1840 bezeugt; ausgehend von Berlin in die Umgangssprache übernommen[2]
[10] seit 1910 bezeugt[2]

Synonyme:

[1] erkobern
[3] verprügeln
[7] prostituieren; Kuppelei betreiben
[8] koitieren

Beispiele:

[1] Nach seinem Unfalle musste er sich einige Wochen lang kobern.
[2] Er koberte lange, bis er das Buch fertigstellte.
[3] „[…] und ich sage, daß ich ihn endlich gar hätte zu Tode gekobert, wenn nicht des Frembden Mutter und Schwestern so erschröcklich vor ihn gebeten hätten[…]“[3]
[4] Ich möchte nicht wissen, wie er für den Job gekobert hat.
[5] „Man stand in der Fußgängerzone herum – Tasche, Kamera, Notizblock, Kugelschreiber, Regenschirm – und koberte sich ’nen Wolf, und wenn man endlich einen erwischt hatte, der nicht gleich[…]“[4]
[5] „Hier wird gekobert, was heißt[,] das[s] verbal "gekämpft, gelockt, versprochen" und "animiert" wird, eine Hafenrundfahrt zu machen.“[5]
[5] „Heute lassen wir uns ausnahmsweise gerne kobern, von kleinen weißen Zetteln an den Clubtüren, die uns völlig unbekannte Künstler bewerben.“[6]
[5] „Provisionen erhalten bislang nur Vertreter, die Neukunden kobern; Kundenbindung wird nicht honoriert.“[7]
[5] „Danach ist es verboten, die Fahrgäste aggressiv zu kobern oder die Kunden von den Kassenhäuschen der anderen wegzulocken (die WELT berichtete mehrfach).“[8]
[5] „Bald darf Zoran hin und wieder auch anstelle seines Schwagers vor der Rotenturm Bar kobern und Gäste in das schummrige Etablissement locken.“[9]
[5] „Die blonde Kersten ist sein einziges Kapital, aber das Kapital „arbeitet" nicht mehr, ist ausgelaugt und müde, mag Freier nicht länger kobern.[10]
[5] „Er tat alles, was das Klischee von den Tätowierten auf St. Pauli verlangte: Er fuhr jahrelang zur See, er hurte, er soff, er koberte, er ließ Mädels laufen.“[11]
[6] „›Palais d’Amour‹ 30 Mark ist das, was gekobert wird im Eros-Center auch. Manche kobert mit 20, aber das sind ganz wenige[…]unter kobern versteht man das, was sie veranschlagen.“[12]
[6] „[…] erfahrene Huren Anfängerinnen das Kobern bei. Diese sitzen dann unter Umständen mal im Kleiderschrank oder liegen unter dem Bett und hören zu, wie gekobert wird.“[13]
[6] „Selten, daß einer nein sagte und den zusätzlichen Hunderter nicht akzeptierte. Ich koberte weiter.“[14]
[6] „Sie öffnete das Fenster und koberte mit 50 Mark.“[15]
[6] „Sie spricht einen Freier an - „kobern" nennt man das auf dem Strich.“[16]

Wortbildungen:

Kober, Koberei, Koberer
ankobern, erkobern

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:

[4] Wikipedia-Artikel „Koberer
[1–4] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „kobern
[5–6] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion unter der Leitung von Günther Drosdowski (Herausgeber): Brockhaus-Enzyklopädie. Neunzehnte, völlig neu bearbeitete Auflage. Band 27: Deutsches Wörterbuch II, GLUC–REG, F.A. Brockhaus GmbH, Mannheim 1995, ISBN 3-7653-1127-8, DNB 943161878 „kobern“, Seite 1904
[7–10] Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. 6. Nachdruck der 1. Auflage. Klett, Stuttgart u.a. 1997, ISBN 3-12-570600-9, Artikel »kobern«
[5, 7] Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04733-X, DNB 965407160, Seite 2172
[*] canoo.net „kobern

Quellen:

  1. Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. In zehn Bänden. 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1999, ISBN 3-411-04733-X, DNB 965407160, Seite 2172
  2. Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. 6. Nachdruck der 1. Auflage. Klett, Stuttgart u.a. 1997, ISBN 3-12-570600-9, Artikel »kobern«
  3. Königlich Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig. Philologisch-Historische Klasse: Abhandlungen der Philologisch-Historischen Classe der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften. Weidmannsche Buchhandlung, 1883, Seite 529 (zitiert nach Google Books).
  4. Frank Schulz: Morbus fonticuli oder die Sehnsucht des Laien. Eichborn, 2002, ISBN 3821807261, Seite 208 (zitiert nach Google Books).
  5. Hans-Jürgen Fründt: Hafenfahrten. www.trivago.de, Dezember 2005, abgerufen am 10. Dezember 2012.
  6. Mark Behrendt: Hochspannungskondenswassertodverdächtig. In: Welt Online. 29. September 2007, ISSN 0173-8437 (URL, abgerufen am 10. Dezember 2012).
  7. „MAUL HALTEN, ZAHLEN“. In: Spiegel Online. Nummer 26/1994, 27. Juni 1994, ISSN 0038-7452 (URL, abgerufen am 10. Dezember 2012).
  8. lau: Kapitän Prüsse strandete vor Gericht. In: Welt Online. 9. September 2000, ISSN 0173-8437 (URL, abgerufen am 10. Dezember 2012).
  9. Ernst Schmiederer: Der Tote im Müll. Österreich. In: Zeit Online. Nummer 52/2006, 20. Dezember 2006, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 10. Dezember 2012).
  10. Frank Göhre: Jeden Abend MIAMI VICE. In: Zeit Online. Nummer 04/1992, 17. Januar 1992, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 10. Dezember 2012).
  11. Marcel Feige: Ein Tattoo ist für immer: die Geschiche der Tätowierung in Deutschland. Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2003, ISBN 3896023810, Seite 77 (zitiert nach Google Books).
  12. Hubert Fichte: Wolli Indienfahrer. Roman. 2. Auflage. Fischer, 1978, ISBN 3100207033, Seite 25 (zitiert nach Google Books).
  13. Jasmin Kratz, HWG e.V.; Christine Drössler, Deutsche Hurenbewegung (Herausgeber): Handbuch Prostitution. Schüren, 1994, ISBN 3894721103, Seite 34 (zitiert nach Google Books).
  14. Marita P., Gerald Müller: Aids hat mir das Leben gerettet. Meine Jahre zwischen Edelstrich und Drogensumpf. Ch. Links Verlag, 1993, ISBN 3861530554, Seite 19 (zitiert nach Google Books).
  15. Wolf Wondratschek: Die Gedichte. Diogenes, 1992, ISBN 3257019114, Seite 323 (zitiert nach Google Books).
  16. Michael Schwellen; Mitarbeit Tamara Duve: „Jeder ist Gott…Ich bin Gott“. In: Zeit Online. Nummer 35/1986, 22. August 1986, ISSN 0044-2070 (URL, abgerufen am 10. Dezember 2012).

Ähnliche Wörter (Deutsch):

ähnlich geschrieben und/oder ausgesprochen: Kobel, Koben
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