Wasser auf jemandes Mühle leiten

Wasser auf jemandes Mühle leiten (Deutsch)

Redewendung

Worttrennung:

Was·ser auf je·man·des Müh·le lei·ten

Aussprache:

IPA: []
Hörbeispiele:

Bedeutungen:

[1] zu jemandes Vorteil arbeiten, auf jemandes Vorteil bedacht sein

Herkunft:

Die Redewendung geht zurück auf die Wassermüller, welche sich dadurch gegenüber den anderen Wassermüllern einen Vorteil verschafften, dass sie das Wasser aus dem die Mühle versorgenden Gewässer auf ihre eigene Mühle leiteten, so dass bei den anderen Mühlen weniger Wasser ankam.[1] Dies geschah vor dem Hintergrund des Wasserrechts, nach welchem jeder Mühle eines bestimmten Gebietes eine gewisse Wassermenge zugewiesen wurde.[2] Diese Beschränkung konnte zu Problemen führen, die dann durch „Diebstahl“ von Wasser (jemandem das Wasser abgraben) oder durch Bestechung von Schleusenwärtern gelöst wurden.[2]
Das zugrunde liegende Bild des Umleitens von Wasser findet sich in der Literatur schon lange:
„Der müller findt man warlich vil
die alle wasser uff ihr müll
Richten das es rusch do here
ob sunst niender kein tropffe were“[3]
„Es iſt nichts ſeltzames fremdes Waſſer auff ſeine Muͤhle leiten/
und anderer Schweiß zur Farbe ſeiner Siegs-Fahnen brauchen.“[4]
„Dichter und Bildner beide beschäftigen sich an Einer Quelle, und jeder sucht das Wasser nach seiner Seite, zu seinem Vortheil hinzulenken, um nach Erforderniß eigne Zwecke zu erreichen;“[5]

Sinnverwandte Wörter:

[1] alle Wasser auf seine Mühle leiten
[1] alle Wasser auf seine Mühle richten

Beispiele:

[1] Wer sich gegen den Neubau von Stromtrassen ausspricht, leitet nur Wasser auf die Mühle der Kernkraftbefürworter, die lieber die süddeutschen Kernkraftwerke am Netz lassen wollen, statt Windstrom aus dem Norden in den Süden zu bringen.

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:

[1] Klaus Müller (Herausgeber): Lexikon der Redensarten. Herkunft und Bedeutung deutscher Redewendungen. Bassermann Verlag, München 2005, ISBN 3-8094-1865-X, DNB 974926760, „Wasser auf jmds. Mühle leiten“, Seite 417.

Quellen:

  1. Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Band 2: Hanau–Saite, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien 2009, ISBN 978-3-9811483-8-1, DNB 998963240 (Neuausgabe), „alle Wasser auf seine Mühle leiten (richten)“, Seite 1056.
  2. Klaus Müller (Herausgeber): Lexikon der Redensarten. Herkunft und Bedeutung deutscher Redewendungen. Bassermann Verlag, München 2005, ISBN 3-8094-1865-X, DNB 974926760, „Wasser auf jmds. Mühle sein“, Seite 417.
  3. Thomas Murner: Die Mülle von Schwyndelszheym vnd Gredt Müllerin Jarzit. Straßburg 1515, Seite D ii (Online).
  4. Daniel Casper von Lohenstein: Großmüthiger Feldherr Arminius. Teil 1, Gleditsch, Leipzig 1689 (Online).
  5. Johann Wolfgang von Goethe: Wilhelm Meisters Wanderjahre oder die Entsagenden. Zweites Buch, Achtes Capitel. In: Goethes Werke. Herausgegeben im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen. 25. Band, Erste Abtheilung, Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1895, Seite 14 (Online)
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