Aberwitz

Aberwitz (Deutsch)

Substantiv, m

Singular

Plural

Nominativ der Aberwitz

Genitiv des Aberwitzes

Dativ dem Aberwitz
dem Aberwitze

Akkusativ den Aberwitz

Nebenformen:

veraltet: Afterwitz

Worttrennung:

Aber·witz, Genitiv: Aber·wit·zes

Aussprache:

IPA: [ˈaːbɐˌvɪt͡s]
Hörbeispiele:  Aberwitz (Info)

Bedeutungen:

[1] gehoben: etwas völlig (absurd) Unsinniges; Handeln oder Verhalten, das abwegig, unvernünftig, bisweilen zudem gefährlich ist

Herkunft:

Bei dem Wort handelt es sich um ein seit dem 14. Jahrhundert[1] bezeugtes Erbwort, dessen mittelhochdeutsche Form aberwitz  gmh f ‚Irresein‘[1] lautete. Das Wort blieb bis zum 17. Jahrhundert ein Femininum, erst im Laufe desselben Jahrhunderts kommt es zunehmend als Maskulinum in Gebrauch.[2] Zusammengesetzt ist es aus dem Substantiv Witz[1][2] in der alten Bedeutung ‚Verstand[1][2], Vernunft[2], Klugheit[2]‘ und aber-[1][2] in der unter »Aberglaube« behandelten besonderen Funktion[1]. Ein Einfluss von älterem mittelhochdeutschem abewitze  gmh fUnverstand, Wahnsinn[2] und āwitze  gmh (vergleiche mittelniederdeutsch āwit  gml / āwitte  gml[2]) ist nicht ausgeschlossen.[1]

Sinnverwandte Wörter:

[1] Absurdität, Irrwitz, Unsinnigkeit, Wahnwitz
[1] umgangssprachlich abwertend: Blödsinn, Idiotie, Schwachsinn
[1] salopp: Wahnsinn
[1] selten, altertümelnd: Abersinn

Oberbegriffe:

[1] Nonsens; Unverstand

Beispiele:

[1] „Ehrlich wollte er sein, nicht aber in leichtsinniger Eile die Majestät beunruhigen, die ohnedies schon Tag für Tag so viel Aberwitz und Bosheit in ihrem Reiche durchzudenken und zu schlichten hatte.“[3]
[1] „Wie dagegen im engsten Umkreis Menschen dort verdummen, wo ihr Interesse anfängt, und dann ihr Ressentiment gegen das kehren, was sie nicht verstehen wollen, weil sie es allzu gut verstehen könnten, so ist noch die planetarische Dummheit, welche die gegenwärtige Welt daran verhindert, den Aberwitz ihrer eigenen Einrichtung zu sehen, das Produkt des unsublimierten, unaufgehobenen Interesses der Herrschenden.“[4]
[1] „Wir könnten, Ellen, beide den Burgunder wie einen weiten Mantel tragen, in dem wir Platz haben, einander nahe zu sein, ohne … ohne weiteres. Düstere Freuden, summendes Unglück, kreischender Aberwitz, vielstimmiger Haß, monochrom gelber Horizont, herrliche Weite des Neides, die reine Belebung.“[5]
[1] „Am liebsten ist mir die Welt immer dann, wenn neben dem Erhabenen der Aberwitz auftaucht.“[6]

Wortbildungen:

aberwitzig

Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:

[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Aberwitz
[*] canoo.net „Aberwitz
[*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Aberwitz
[1] The Free Dictionary „Aberwitz
[1] Duden online „Aberwitz
[1] wissen.de – Wörterbuch „Aberwitz
[1] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Aberwitz
[*] Uni Leipzig: Wortschatz-LexikonAberwitz
[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „Aberwitz
[1] Meyers Großes Konversationslexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1905–1909, Stichwort „Aberwitz“ (Wörterbuchnetz), „Aberwitz“ (Zeno.org)
[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Die deutsche Rechtschreibung. In: Der Duden in zwölf Bänden. 25. Auflage. Band 1, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2009, ISBN 978-3-411-04015-5 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »Aberwitz«.
[1] Renate Wahrig-Burfeind: Brockhaus Wahrig Deutsches Wörterbuch. Mit einem Lexikon der Sprachlehre. In: Digitale Bibliothek. 9., vollständig neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. wissenmedia in der inmedia ONE GmbH, Gütersloh/München 2012, ISBN 978-3-577-07595-4 (CD-ROM-Ausgabe), Stichwort »Aberwitz«.
[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. Das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. 8., überarbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-411-05508-1, Stichwort »Aberwitz«, Seite 82.

Quellen:

  1. Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, DNB 965096742, Stichwort »Aberwitz«, Seite 5.
  2. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort „Aberwitz“.
  3. Max Brod: Tycho Brahes Weg zu Gott. Roman. In: Die weißen Blätter. Eine Monatsschrift. Zweiter Jahrgang, Zweites Quartal, April/Juni, Heft 5, Mai 1915, Seite 662 (Zitiert nach Internet Archive).
  4. Theodor W. Adorno: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1971, Seite 263 (Erstveröffentlichung 1951).
  5. Martin Walser: Ohne einander. Roman. 1. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-518-40542-X, Seite 222.
  6. Andreas Altmann: Gebrauchsanweisung für die Welt. 8. Auflage. Piper, München/Berlin/Zürich 2016, ISBN 978-3-492-27608-5, Seite 119. Erstauflage 2012.
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