vom Hundertsten ins Tausendste kommen

vom Hundertsten ins Tausendste kommen (Deutsch)

Redewendung

Worttrennung:

vom Hun·derts·ten ins Tau·sends·te kom·men

Aussprache:

IPA: [fɔm ˈhʊndɐt͡stn̩ ɪns ˈtaʊ̯zn̩t͡stə ˈkɔmən]
Hörbeispiele:  vom Hundertsten ins Tausendste kommen (Info)

Bedeutungen:

[1] umgangssprachlich: (beim Sprechen) vom eigentlichen Thema oder Problem abkommen, abschweifen

Herkunft:

Die heutige Form der Redewendung trat an die Stelle der älteren Variante das Hundertste ins Tausendste werfen, welcher wiederum das Hundert ins Tausend werfen vorausging.[1] Diese Redewendungen beziehen sich auf die vom 15. bis zum 17. Jahrhundert verbreiteten Rechenbänke.[2] In damaliger Zeit waren viele Währungen im Umlauf.[3] Damit die Bezahlung der Söldner, die sich auch in der Fremde verdingten, bei dem Durcheinander der verschiedenen Währungen funktionierte, führte man Rechenbänke ein.[3] Auf diesen Rechenbänken waren Linien eingeritzt, auf welche man Rechenpfennige, Münzen ohne Wert, setzte.[3] Die Linien zählten in aufsteigender Reihe zehnfach[3]: Es gab I (Einer), X (Zehner), C (Hunderter) und M (Tausender).[2] Beim Auflegen der Rechenpfennige konnte es passieren, dass man auf die 100 gleich die 1000 folgen ließ und 200, 300, 400 und so weiter ausließ.[1] Jemand, dem dieser Fehler unterlief, war unordentlich und bekam alles durcheinander.[2] Die Wendung bezog sich somit ursprünglich auf den erwähnten Rechenfehler und darauf, dass jemand nicht sehr sorgfältig agierte, also zum Beispiel unüberlegt drauflosredete.[1] In der Form das Hundert ins Tausend werfen wurde sie für Vergleiche benutzt, etwa bei Martin Luther, der schrieb: „Sie haben eine seltsame Weise zu reden, als Sie keine Ordnung halten, sondern das Hundert in das Tausend werfen.[2] Als die Rechenbänke allmählich verschwanden, wurden derartige Vergleiche nicht mehr verstanden[2] und diese ursprüngliche Bedeutung geriet in Vergessenheit[3]. Die Redewendung verselbstständigte sich[2] und wurde mit der Vorstellung verbunden, dass jemand in einem Gespräch auf hundert und tausend Dinge eingeht[1].

Synonyme:

[1] vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen

Sinnverwandte Redewendungen:

[1] den Faden verlieren

Beispiele:

[1] „Die Beschreibung ihrer Wünsche ufert aus zum Fortsetzungsroman, viele merken gar nicht, dass sie vom Hundertsten ins Tausendste kommen und dass sie sich öfters wiederholen.“[4]
[1] Indem Sie sich immer Ihr berufliches Ziel vor Augen halten bzw. sich für eine geeignete Jobsuchstrategie entscheiden, können Sie vermeiden, dass Sie bei der Arbeitsmarktrecherche vom Hundertsten ins Tausendste kommen.[5]


Übersetzungen

Referenzen und weiterführende Informationen:

[1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „hundertste
[1] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „hundertste
[1] The Free Dictionary „hundertste
[1] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. In: Der Duden in zwölf Bänden. 2., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. Band 11, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2002, ISBN 3-411-04112-9, „vom Hundertsten ins Tausendste kommen“, Seite 379.
[1] Christoph Gutknecht: Lauter blühender Unsinn. Erstaunliche Wortgeschichten von Aberwitz bis Wischiwaschi. C.H. Beck oHG, München 2008, ISBN 978-3-406-57152-7 (limitierte Sonderauflage), „Hundertsen: vom ~ ins Tausendte kommen“, Seite 29 f.
[1] Klaus Müller (Herausgeber): Lexikon der Redensarten. Herkunft und Bedeutung deutscher Redewendungen. Bassermann Verlag, München 2005, ISBN 3-8094-1865-X, DNB 974926760, „vom Hundertsten ins Tausendste kommen“, Seite 278.
[1] Gerhard Wagner: Schwein gehabt! Redewendungen des Mittelalters. 13. Auflage. Regionalia Verlag GmbH, Rheinbach 2012, ISBN 978-3-939722-31-1, „vom Hundertsten ins Tausendste kommen“, Seite 86.

Quellen:

  1. Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik. In: Der Duden in zwölf Bänden. 2., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. Band 11, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2002, ISBN 3-411-04112-9, „vom Hundertsten ins Tausendste kommen“, Seite 379.
  2. Klaus Müller (Herausgeber): Lexikon der Redensarten. Herkunft und Bedeutung deutscher Redewendungen. Bassermann Verlag, München 2005, ISBN 3-8094-1865-X, DNB 974926760, „vom Hundertsten ins Tausendste kommen“, Seite 278.
  3. Gerhard Wagner: Schwein gehabt! Redewendungen des Mittelalters. 13. Auflage. Regionalia Verlag GmbH, Rheinbach 2012, ISBN 978-3-939722-31-1, „vom Hundertsten ins Tausendste kommen“, Seite 86.
  4. Rolf Leicher: Verkaufen. Haufe-Lexware, 2006, ISBN 3448077461, Seite 101 (zitiert nach Google Books).
  5. Uniport: UNIPORT - Karriereservice der Universität Wien. facultas.wuv / maudrich, 2008/09, ISBN 9783708902739, Seite 70 (zitiert nach Google Books).
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